„Ich weiß nicht, wieso ich überlebt habe, aber ich weiß wofür ich überlebt habe, nämlich um euch heute erzählen zu können, was geschehen ist.“ So wandte sich Aleksander Laks an die 21 Schülerinnen und Schüler der Mittelschule Bayreuth-St. Georgen, die am 18. Juli mit ihren Lehrern Anton Regner und Michael Herwehe zu Gast im Seminarraum der Wilhelm-Leuschner-Stiftung waren, um sich von Herrn Laks über sein Schicksal als verfolgter polnischer Jude erzählen zu lassen.
Aleksander war 11 Jahre alt, als die Deutschen 1939 in Polen einfielen. Zusammen mit seiner Familie wurde er in seiner Heimatstadt Lodz, die von den deutschen Besatzern Litzmannstadt genannt wurde, ins Getto gesperrt, wo er es schaffte, 5 Jahre lang von 200 Kalorien am Tag zu überleben. Als eines Tages der Befehl kam, dass alle Kinder der Schule im Getto am nächsten Tag unbedingt zum Unterricht erscheinen müssten, versteckten ihn die Eltern stattdessen bei einer Tante. So entging Aleksander knapp dem Tod, während alle seine Klassenkameraden an diesem Tag von den Deutschen ins Vernichtungslager gebracht worden waren.
Die Familie Laks blieb bis zum August 1944 im Getto Lodz, doch dann wurden auch Aleksander, seine Eltern, seine Tante und seine Großmutter nach Auschwitz deportiert. Bei der Ankunft wurde die Familie getrennt, alle weiblichen Angehörigen von Aleksander wurden direkt ins Gas geschickt. Er selbst überlebte nur, weil er behauptete bereits 18 Jahre alt zu sein, sonst wäre auch er ermordet worden. So jedoch konnte er bei seinem Vater bleiben und wurde mit ihm zu verschiedenen Arbeitseinsätzen in deutschen Industriebetrieben geschickt. Schließlich wurden Vater und Sohn von der SS an das KZ Groß-Rosen verkauft, wo sie Bauarbeiten verrichten mussten. Bei einem dieser Arbeitseinsätze zertrümmerte ein Wachmann willkürlich Aleksanders Nase, weshalb er noch heute mit einer Atemmaske schlafen muss. Als gegen Ende des Jahres 1944 die Front auch in Groß-Rosen immer näher rückte, wurden die Häftlinge eines Nachts aus dem Schlaf gerissen und bei Eiseskälte auf den „Todesmarsch“ in Richtung Westen geschickt. Aleksanders Vater glaubte diese Strapazen nicht mehr überstehen zu können und nahm seinem Sohn das Versprechen ab, dass Aleksander überleben und immer davon erzählen würde, was sich Schreckliches zugetragen hatte.
Zwar erreichten die beiden noch gemeinsam das Konzentrationslager Flossenbürg in der Oberpfalz, doch dort wurde Aleksanders Vater im Alter von 45 Jahren kurz nach der Ankunft von einem Kapo zu Tode geprügelt. Aleksander musste in Flossenbürg im Steinbruch arbeiten, bis nach kurzer Zeit auch dieses Lager aufgelöst wurde und die Häftlinge auf den Todesmarsch in Richtung Bodensee geschickt wurden, wo man vorhatte, sie zu ertränken. Auf dem Weg schließlich verschwanden die SS-Wachen und ließen die Häftlinge allein zurück. Aleksander Laks wog nur noch 28 Kilo, aber er war am Leben und frei. Sein Entschluss stand fest – er wollte Europa verlassen und nie wieder zurückkehren.
Nun lebt er seit Jahrzehnten in Brasilien, aber am zweiten Teil seines Entschlusses hält er nicht mehr fest. Ihm ist es wichtig, heute jungen Menschen in Deutschland seine Geschichte zu erzählen, „ohne Hass und ohne Rache, denn ihr könnt nichts dafür, ihr wart damals noch nicht einmal geboren“, wie er den Jugendlichen versichert. Seine jungen Zuhörer waren sichtlich beeindruckt von Aleksanders Schicksal und hörten ihm 1 ½ Stunden gebannt zu. Auch nahmen sie sicher seine Botschaft mit auf ihren Lebensweg: „Das darf nie wieder geschehen!“