anlässlich der 19. Bayreuther Gespräche 2024
In der Planung für die Stiftungs-Veranstaltungen zum 80. Todestag von Wilhelm Leuschner am 29.9.2024 wurde zuerst mit der Theatergruppe um Jan Uplegger aus Berlin und dem Bayreuther ZENTRUM und dem DGB Oberfranken für die Bühnenaufführungen des Stücks ‚Die Vermessung der Demokratie – Ein Wilhelm Leuschner-Portrait‘ am 29. und 30. September in Bayreuth und Hof Kontakt aufgenommen. Die drei Veranstaltungen sollten sich an Multiplikator: innen aus Schulen, Vereinen und Verbänden richten, um im Rahmen der Demokratieerziehung der Leuschner-Stiftung und der Leuschner-Gedenkstätte diesen wichtigen Jahrestag in Erinnerung zu rufen. Die Bedeutung des Erbes des deutschen Widerstands für die heutige Zeit sollte mit dem Leben und Wirken Leuschners deutlich gemacht werden.
Das 2021 durch den Schauspieler Jan Uplegger und seine Mitstreiterinnen entwickelte und in Bayreuth im Rahmen der 16. Bayreuther Gespräche am 29.9.2021 uraufgeführte Theaterstück, hatte die Idee von Wolfgang Hasibether aufgegriffen, der in seiner Veröffentlichung von 2004 zu Leuschners Wirken anlässlich des 60. Todestages, diesen
in Selbstzeugnissen hatte sprechen lassen. Nach ausführlicher Beratung durch Wolfgang Hasibether im März 2021 und mit Hilfe zahlreicher Dokumente aus dem Stiftungsarchiv, die jene aus dem Nachlass in Darmstadt vervollständigten, wurde das Stück im Herbst 2021 in Darmstadt und Bayreuth aus der Taufe gehoben. Es stellte sich in den folgenden Jahren heraus, dass das Portrait Leuschners ein hervorragendes Mittel ist, jungen Menschen das Leben Leuschners exemplarisch für den deutschen Widerstand näher zu bringen.
In den vergangenen drei Jahren wurde das Stück im In- und Ausland von der Theatergruppe um Jan Uplegger rund vierzig Mal und mehr als die Hälfte dieser Aufführungen bei schulischen Vorstellungen aufgeführt. Diese Art der pädagogischen Vermittlung (immer mit Diskussionsveranstaltungen verbunden) wurde deshalb auch von dem Bundesprogramm ‚Demokratie leben!‘ und von ‚100 Köpfe der Demokratie‘ der Theodor-Heuss-Stiftung Stuttgart finanziell unterstützt. In Bayreuth vor allem von der Fachstelle ‚Partnerschaft für Demokratie‘ im Landkreis Bayreuth und dem Kulturreferat der Stadt Bayreuth, während sich das städtische Programm ‚Demokratie leben‘ auf bürokratische Hürden zurückgezogen hat und eine finanzielle Förderung verweigerte.
In der zweiten Projektphase wurde dann das Programm der ‚19. Bayreuther Gespräche 2024‘ entwickelt und Mitwirkende angesprochen. Dies war u.a. der Lehrstuhl für neueste Geschichte an der Universität Bayreuth von Frau Prof. Dr. Isabel Heinemann und unsere langjährigen Kooperationspartner in der Gedenkstättenarbeit in der Bayreuther Partnerstadt La Spezia im italienischen Ligurien, Fabrizio Dellepiane und Silvia Segalla. Das Thema ‚80 Jahre danach! Widerstand gegen das NS-Regime – Lehren für heute?‘ sollte durch das Theaterstück über Leuschner eingeleitet und nach Impulsreferaten in eine Diskussion mit dem Publikum münden.
Ab Juli 2024 wurde dann von unserem Stiftungsbüro das Layout für den Programmflyer entworfen, der Druck für Flyer und Plakat durchgeführt, sowie die Einladung für den Besuch des Theaterstücks an alle Schulen in der Region verschickt. Im August 2024 stand dann das Programm für die zwei Tage der Bayreuther Gespräche Ende September endgültig fest und die Einladungen an gesellschaftliche Institutionen und Parteien erfolgten. Insbesondere wurden auch die Landtags- und Bundestagsabgeordneten der Region und die Stadtratsfraktionen in Bayreuth eingeladen. Es gab aber nur wenige Rückmeldungen und bei der Veranstaltung war dann auch kein Mandatsträger, außer drei Bayreuther Stadtratsmitglieder, anwesend. |
Mit sechzig Teilnehmenden war die Veranstaltung am 29.9.24 ab 18 Uhr im ZENTRUM Bayreuth relativ gut besucht. Wilhelm Leuschner ist ein großer Sohn Bayreuths", lobte Bayreuths Oberbürgermeister Thomas Ebersberger in seinem Grußwort. Er zeichnete den Lebensweg Wilhelm Leuschners nach, der am 15. Juni 1890 in Moritzhöfen 25 in eine Handwerkerfamilie hineingeboren wurde. "Fast zwanzig Jahre lernte und arbeitete er in Bayreuth. Als Holzbildhauer zog er auf Wanderschaft und lernte in Darmstadt seine Frau kennen. Erst 1910 siedelte er nach Darmstadt über und gründete seine Familie. Die Erfahrungen in Bayreuth prägten ihn nachhaltig. Noch im Frühjahr 1907 tritt er in Bayreuth der Gewerkschaftsbewegung bei." Thomas Ebersberger erinnerte an den Weg des Sozialdemokraten Leuschners in die Politik, wo er unter anderem als hessischer Innenminister tätig war und nie die Schrecken des Ersten Weltkrieges vergaß: "Im Mai 1917 nach Frankreich in den Stellungskrieg bei Verdun versetzt, erfuhr er die Schrecken des Krieges unmittelbar." Im Februar 1933 drängten die Nazis Leuschner aus dem Amt, "seine mutige Auseinandersetzung mit dem aufkommenden Nationalsozialismus prägen die letzten Jahre seiner Amtszeit".
Wie bedeutend Leuschners Wirken bis heute ist, zeigte sich nach dem Theaterstück. Da drehte sich eine Diskussionsrunde um den aktuellen Rechtsruck in Europa und die Lehren des NS-Widerstands für die heutige Zeit.
Fabrizio Dellepiane aus der Bayreuther Partnerstadt La Spezia im italienischen Ligurien verwies in seiner Einführung auf die lange Zusammenarbeit mit der Wilhelm-Leuschner-Stiftung und dem Historischen Institut für Widerstand und Zeitgeschichte von La Spezia seit 2010 und Kooperationen Bayreuther Schulen (GCE und RWG) mit einem humanistischen Gymnasium und einer beruflichen Oberschule in La Spezia hin. Dadurch wurden in den vergangenen Jahrzehnten hunderte von italienischen Jugendlichen in der Leuschner-Gedenkstätte und an Gedenkorten in La Spezia mit dem deutschen und italienischen Widerstand gegen den Nazifaschismus vertraut gemacht. Weiterhin verwies er auf den europäischen Widerstand in Kampf gegen die Nazi-Barbarei und auf dessen Bedeutung auch nach achtzig Jahren. Er bildet noch heute ein Fundament für den Kampf gegen Faschismus und Krieg.
Anschließend hielt Dr. Julia Eichenberg von der Universität Bayreuth und dem Institut für fränkische Landeskunde in Thurnau ein Impulsreferat für die Einleitung zur Diskussion mit dem Publikum. Für die Erinnerungskultur des letzten Jahrhunderts sei das Wirken des Widerstands gegen das Nazi-Regime ein wichtiger Baustein für die heutige Auseinandersetzung mit der zunehmenden Verbreitung antidemokratischer Tendenzen in der Politik. Gerade die jüngere nachwachsende Generation brauche die Kenntnis der Geschichte von Diktatur und Autoritarismus.
In der anschließenden Diskussion, an der viele Multiplikatoren der Bildungsarbeit teilnahmen, wurde dieser Aspekt immer wieder aufgegriffen.
Thomas Ebersberger lobte Wilhelm Leuschner "als Brückenbauer zwischen verschiedenen Weltanschauungen zur Verteidigung von Humanität und menschlicher Freiheit". Sein Vermächtnis für soziale Gerechtigkeit und Humanität sei aktueller denn je. "Wir können stolz darauf sein, dass Wilhelm Leuschner in unserer Stadt aufgewachsen ist und die seit über 20 Jahren in seinem Geburtshaus angesiedelte Gedenkstätte, deren Existenz der Leuschner-Stiftung zu verdanken ist, gibt Zeugnis über sein Wirken ab. Für das in Bayreuth angestrebte NS-Dokumentationszentrum ist diese Einrichtung ein bedeutender Bestandteil."
Im Anschluss an das Grußwort wurde das Theaterstück
‚Die Vermessung der Demokratie – Ein Leuschner-Portrait‘ von Jan Uplegger, Yumiko Tsubaki und Maria Hinze aufgeführt.
Nach dem Auftaktabend am Sonntag, den 29.9. wurden die Bayreuther Gespräche am Montag, den 30. September um 10 Uhr mit einer Schulaufführung des Theaterstücks im ZENTRUM fortgeführt. Über 300 Schülerinnen und Schüler der Beruflichen Oberschule Bayreuth und des Bayreuther Gymnasiums Christian Ernestinum verfolgten gespannt das fünfundsechzigminütige Stück über Leben und politisches Wirken von Wilhelm Leuschner. Im Anschluss an die Aufführung gab Fabrizio Dellepiane einen kurzen Überblick über den Kampf in Italien 1944 gegen die deutsche Besatzung und welche Rolle Generalfeldmarschall Albert Kesselring (Abiturient 1904 am Bayreuther GCE) als Oberkommandierender der deutschen Besatzungstruppen spielte. In der anschließenden Diskussion mit den Schulklassen wurde ein großes Interesse an der Erinnerung an den Kampf gegen den NS-Terror deutlich, jedoch auch Resignation über eigene Handlungsmöglichkeiten gegen die heutige Rechtsentwicklung in Europa.
Der Tag wurde abgerundet am Abend des 30. September in der Studiobühne des Theaters Hof mit der Theateraufführung zum Leben Leuschners. Der DGB Oberfranken übernahm die Organisation und veranstaltete die anschließende Diskussion mit Stiftungsvorstand Wolfgang Hasibether. Im Gegensatz zur Vormittagsveranstaltung in Bayreuth war ein überwiegend älteres Publikum heftig mit der heutigen Rechtsentwicklung beschäftigt. Die Verteidigung der Demokratie stand im Mittelpunkt des Meinungsstreits.
Am Abend des 30. Septembers im Theater Hof verfolgten rund 50 interessierte Zuschauer das Stück
Das Ende des Projekts war die Evaluation durch beteiligte Schulklassen im GCE Bayreuth.
Am 11. Oktober 2024 diskutierte Wolfgang Hasibether mit der Klasse 11a der gymnasialen Oberstufe von Frau OStRin Doris Schim, die Wirkung des Leuschner-Stücks auf die Schulklasse. Für das Evaluationsprotokoll blieb festzuhalten, dass das Zusammenwirken von Text und Musik in der Vorführung nachhaltigen Eindruck hinterließ. Es wurde auch deutlich, dass die Schülerinnen und Schüler vorher wenig über den deutschen Widerstand wussten. In der Diskussion über die Wirkungen des Widerstandes für die heutige Zeit wurde vor allem das mutige politische Handeln Leuschners durch die Klasse herausgestellt.
Als Fazit des Projekts kann herausgestellt werden, dass durch das Erreichen vieler pädagogischer Multiplikatoren weitere Schulvorstellungen in Hessen und Hamburg und in Oberfranken vermittelt wurden und im Oktober in der VHS Darmstadt eine Ausstellung der Leuschner-Stiftung eröffnet wurde und dort Führungen für Schulen stattfanden:
Die Resonanz auf die Veranstaltungen reicht mit Veranstaltungen der Stiftung weit in das Jahr 2025. Die finanzielle Förderung durch die Zuschussgeber erweist sich damit als besonders nachhaltig.
- Oktober 2024
Wolfgang Hasibether
Stiftungsratsvorsitzender
MUTGESCHICHTEN.
Jakob Kaiser und der
Wolfgang Hasibether im Podcast über die Zusammenarbeit von Wilhelm Leuschner und Jakob Kaiser
Am 7. Mai 1961 starb mit Jakob Kaiser ein führendes Mitglied des gewerkschaftlichen Widerstandes gegen Hitler und eine der großen Persönlichkeiten aus den Anfängen der Bundesrepublik Deutschland. Kaiser war ein leidenschaftlicher Kämpfer für die Freiheit des deutschen Volkes, ein überzeugter Demokrat und ein gläubiger Katholik. Der gescheiterte Versuch, eine Einheitsgewerkschaft zu gründen und die anschließende Zerschlagung und Gleichschaltung der Gewerkschaften durch die Nationalsozialisten forderten 1933 den Widerstand des Zentrumspolitikers heraus. Als Vorsitzender der christlichen Gewerkschaften in Rheinland und Westfalen übernahm Kaiser zunächst die Aufgabe, finanzielle Versorgungsansprüche gegen die Deutsche Arbeitsfront geltend zu machen. Die damit verbundene Möglichkeit zu reisen, nutzte Kaiser, um Kontakte zu Gegnern des NS-Staates zu knüpfen. Kaiser war jedoch der einzige, der die gnadenlose Verfolgung durch das NS-Regime überlebte. Viele seiner Mitstreiter aus dem engeren Kreis des gewerkschaftlichen Widerstands ließen nach dem gescheiterten Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 ihr Leben, unter ihnen Wilhelm Leuschner, Max Habermann und Bernhard Letterhaus, ebenso Nikolaus Groß, Eugen Bolz, Heinrich Körner, Josef Wirmer und Reinhold Frank. In der Neuen Zeit, dem Zentralorgan der Ost-CDU in der sowjetischen Besatzungszone, schrieb Jakob Kaiser am 23. Januar 1946 in Erinnerung an jenen „Tag der zehn Toten“, als ihm die Liste mit den Hinrichtungen seiner Freunde übermittelt wurde: „Der Mann, der mit zynischem Verbrechermut das ganze Volk in den Tod zu führen suchte, schonte keinen, der sich ihm widersetzte hatte.“ Wer waren diese Männer und Frauen aus den Gewerkschaften, die sich der totalitären Herrschaft des NS-Staates widersetzten und ihr Leben und das ihrer Angehörigen riskierten? Woher nahmen sie den Mut und was trieb sie dazu an? Sind wir heute noch mutig genug, für unsere Demokratie und das, was sie ausmacht, einzustehen? In dem Podcast Mutgeschichten wird in verschiedenen Beiträgen gemeinsam mit Historikern und Angehörigen genauer hingeschaut: einmal zurück auf Jakob Kaiser, seine Freunde und Weggefährten von damals und den Widerstand gegen Hitler. Zum anderen aber auch nach vorne mit Blick auf ihr politisches Vermächtnis und die Zukunft unserer Demokratie.
Wolfgang Hasibether im Podcast hier anhören - www.jakob-kaiser.de
Herrn Oberbürgermeister
Thomas Ebersberger
Luitpoldplatz 11
95447 Bayreuth
Bayreuth, 8. Mai 2024
Betreff: Ablehnung des NS-Dokumentationszentrums im Kulturausschuss des Stadtrats Bayreuth am 26.4.2024
Offener Brief an OB, Fraktionsvorsitzende im Stadtrat und Presse
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
der Stiftungsrat der Wilhelm-Leuschner-Stiftung hat mit Entsetzen das Stimmenergebnis am 22. April 2024 im Kulturausschuss des Stadtrats Bayreuth in der Causa NS-Dokumentationszentrum Bayreuth zur Kenntnis genommen.
Entgegen der einstimmigen Zustimmung des genannten Ausschusses im Juni 2020, jetzt die Blockierung. Trotz 90%iger öffentlicher Förderung und wegweisender inhaltlicher Vorgaben eines dezentralen Doku-Zentrums, das sowohl früheres Wohnhaus des NS-Schergen Hans Schemm, wie auch das Geburtshaus des Widerstandskämpfers Wilhelm Leuschners umfassen soll. Die veröffentlichten Ablehnungsgründen aus dem Kulturausschuss zum sogenannten ‚Chamberlain-Haus‘, auf dem Gelände von Wagners Villa Wahnfried,als zentrale Anlaufstelle für die Besucher des Doku-Zentrums, gehen fehl.
Weder wird dieses Zentrum eine Wallfahrtsstätte für junge und alte Nazis, wie auch das Reichsparteitagsgelände in Nürnberg mit dem dortigen Doku-Zentrum keine geworden ist, noch wird im künftigen Bayreuther Zentrum ein Rassist namens Houston Stuart Chamberlain gewürdigt werden. Vielmehr soll im Bayreuther NS-Dokuzentrum die menschenverachtende Ideologie, die im NS-Regime zu grausamer politscher Wirklichkeit geworden ist, in pädagogischer Arbeit entlarvt und den Besuchergruppen Wege aus der Inhumanität und zu Resilienz gegen Feinde der Demokratie aufgezeigt werden. Insoweit ist dieses ‚Wohnzimmer eines Rassisten‘ ein Erinnerungsort des Schreckens, der zeigen kann, was Schreibtischtäter mit ihrer ideologischen Arbeit historisch angerichtet haben. Finanzierung von Schulen und externer Bildungsstätten gegeneinander auszuspielen, wie im Kulturausschuss mehrfach zu hören war, verbietet sich angesichts der Notwendigkeit von außerschulischen Bildungseinrichtungen als Ergänzung und Erfahrungsort jenseits des schulischen Alltags.
Die Wilhelm-Leuschner-Gedenkstätte der Stadt Bayreuth im Geburtshaus Leuschners und unser Wilhelm-Leuschner-Zentrum sind seit mehr als zwei Jahrzehnten ein solcher Erinnerungsort mit entsprechenden Bildungsangeboten. Diese im Rahmen des NS-Dokuzentrums fortzuführen und erneuern zu können ist unser Anliegen als Stiftung des Erinnerns an einen herausragenden Widerstandskämpfer. Wir fordern den Bayreuther Stadtrat auf, dieses Zentrum offensiv zu realisieren.
Wir bitten Sie, sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, sich weiterhin für die Errichtung des Doku-Zentrums einzusetzen und sind gerne bereit die Diskussion um die Notwendigkeit dieser Einrichtung zu unterstützen.
Mit freundlichen Grüßen
Wolfgang Hasibether
Stiftungsratsvorsitzender
Heute wurde in den bundesweiten Medien ein Appell der Widerstandsnachfahren gegen die aktuelle politische und gesellschaftliche Rechtsentwicklung bekannt gemacht. Der Stiftungsrat der Wilhelm-Leuschner-Stiftung begrüßt diese Initiative von Nachfahren des deutschen Widerstands ausdrücklich und unterstützt den Aufruf vollständig. Durch unsere Arbeit in der Bayreuther Gedenkstätte für die Erinnerung an den Widerstand Wilhelm Leuschners treten wir seit mehr als zwei Jahrzehnten für die Erziehung zur Demokratie, insbesondere in unserer Jugendarbeit ein.
Die Erziehung zu Frieden, Freiheit und Demokratie ist die Kernaufgabe unserer Stiftungsarbeit.
Der Schwur der Häftlinge von Buchenwald im Mai 1945
'Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg!'
ist die Leitschnur unserer Arbeit für das Vermächtnis Wilhelm Leuschners.
Weiterlesen: Wilhelm-Leuschner-Stiftung schließt sich dem Appell der Widerstandsnachfahren an
A. Durchführung des Projekts
Die Planung des Projekts begann im März 2022 mit der Anfrage der Theatergruppe in Bayreuth vor Schulgruppen spielen zu können und zeitgleich der Anfrage des GCE Bayreuths das Leuschner-Stück ‚Vermessung der Demokratie‘ im Zusammenhang mit dem Besuch der Leuschner-Gedenkstätte sehen zu können. Daraus entwickelte sich die Idee eines neuen pädagogischen Zugriffs zur Erinnerungskultur des deutschen Widerstands. Daraus entwickelten wir in der Leuschner-Stiftung eine Werbekampagne an den Schulen in der Region Bayreuth (Stadt und Landkreis) für den Besuch
Mit dem Projekt 'Erinnerungskultur' sollte die Gedenkstättenarbeit der Leuschner-Stiftung in Zusammenarbeit mit dem Historischen Museum Bayreuth eine neue Form der Gedenkstättenpädagogik erproben. Das Bühnenstück 'Vermessung der Demokratie - Ein Leuschner-Portrait' wurde an 2 Tagen (4.-5.7.2022) in zwei Vorstellungen für Schulen in der Studiobühne Bayreuth mit Diskussion angeboten. In Verbindung damit stand am 3. Mai 2023 ein Gedenkstättenbesuch. Der ursprünglich geplante dritte Aufführungstag musste wegen der akuten Coronaerkrankung einer Mitwirkenden abgesagt werden. Am 29.9.22 sollte im Rahmen der 17. Bayreuther Gespräche ein Symposion mit überregionalen Trägern der EK stattfinden. Dies musste ebenfalls coronabedingt abgesagt werden. Die geplante Aufführung des Theaterstücks in der Studiobühne Bayreuth am 30.9.2022 konnte stattfinden. Im Anschluss an die Aufführung wurde mit einigen Kooperationspartnern (Hist. Museum Bayreuth, Willy-Aron-Gesellschaft Bamberg und MWG und BOS Bayreuth) eine Diskussionsveranstaltung zum Stellenwert von Theaterpädagogischer Arbeit in der Erinnerungskultur durchgeführt. Den Abschluss des Projekts bildete ein Fortbildungstag am 5.10.2022 mit dem GCE Bayreuth für die Fachschaft Geschichte zum Thema Erinnerungskultur und didaktische Modelle der Vermittlung im Geschichtsunterricht. Eine Evaluationsphase bis Ende 2022 schloss die Projektdurchführung im Jahr 2022 ab.
B. Schwierigkeiten im Projektverlauf
Die Problematik der Corona-Epidemie seit März 2020 brachte die pädagogische Arbeit der Stiftung völlig zum Erliegen und war auch leider im Frühjahr 2022 virulent. Sämtliche Veranstaltungen standen unter dem Covid 19-Vorbehalt und dies führte auch zum Ausfall eines Aufführungstages am 6. Juli 2022 und des geplanten Symposions am 29. September 2022. Bei den angeschriebenen Schulen in der Region Bayreuth gab es aufgrund der anhaltenden Pandemieproblemen ziemliche Probleme außerhalb der Schule Besuche von Theateraufführungen und Gedenkstätten zu genehmigen. Deshalb blieb die Resonanz im Hinblick auf die Teilnehmenden unter unseren Erwartungen. Der Rücklauf bei den Schulen, die die Aufführungen besuchten und an der Evaluation teilnahmen hätte ebenfalls besser sein können.
C. Zusammenarbeit in der Kooperationen mit anderen Trägern
Die Kooperation mit Kulturreferat, Demokratie leben, Oberfrankenstiftung, Historisches Museum Bayreuth und der Kooperationspartnern der letzten beiden Jahrzehnte (Gedenkstätte KZ Lichtenburg/Prettin, Goerdeler-Stiftung, Trott-Stiftung, Julius Leber Bildungshaus, Heuss-Stiftung und Friedrich-Ebert-Stiftung) hat in der Planungsphase hervorragend funktioniert, in der Durchführungsphase konnten wir leider nicht alle Absichten wegen der Pandemie realisieren, jedoch wird es in 2023 einen erneuten Versuch bei den 18. Bayreuther Gesprächen geben. Die finanzielle Unterstützung erbrachte leider ein Defizit und muss 2023 durch Spenden ausgeglichen werden. Insgesamt ist die finanzielle Durchführung von Demokratie-Projekten immer ein hohes Risiko und mit erheblicher Bürokratie verbunden.
D. Erreichung der Zielgruppen und Schulgruppen
Die geplante Erreichung der Schulen wurde aufwendig organisiert, das Echo blieb, wie oben bereits geschildert, überschaubar. Bei den Multiplikatorengruppen wurde die geplante Zahl erreicht. Ebenso wurde von den Kooperationen unsere Zielsetzung erfüllt. Durch den Ausfall von zwei Veranstaltungen (6.7.22 Theateraufführung und 29.9.22 Symposion) blieb die Gesamtzahl der erreichbaren Zielgruppen hinter unserer Planung zurück.
Rund zweihundert Schülerinnen und Schüler und hundert Multiplikatoren haben wir in den 5 Veranstaltungen des Projekts erreicht.
E. Evaluation
Evaluation des Projekts am Jahresende 2022 in Form von Abfragen in den Klassen durch die Lehrkräfte zeigte, so wie schon die Resonanz bei den Veranstaltungen, eine durchgehend positive Bewertung der Veranstaltungsform ‚Theateraufführung‘. Viele Schulgruppen bewerteten die Koppelung von Gedenkstättenbesuch und Theaterstück als Ansporn sich mehr mit der Erinnerungskultur des Deutschen Widerstands gegen den NS-Staat auseinanderzusetzen. Die Form des Theaterstücks sich der Person im Widerstand anzunähern spricht besonders die emotionale Identifikation der Zuschauerinnen und Zuschauer an.
Durch Videoaufzeichnung des Theaterstücks hatten wir die Gelegenheit dies auch in einigen Unterrichtseinheiten einzusetzen. Das Video wird auf Anfrage auch in Zukunft an Schulen weitergegeben.
Durch die gute Resonanz wird es auch im Jahr 2023 in der Gedenkstättenarbeit wieder Theateraufführungen geben, ebenso wie den Versuch das Symposion zur Erinnerungskultur bei den 18. Bayreuther Gesprächen 2023 zu Stande zu bringen. Die entsprechenden Voranfragen sind heuer schon erfolgt. In Kooperation mit dem historischen Museum Bayreuth werden bis zum Sommer 2023 Schulen in der Gedenkstätte auch mit dem Theaterstück vertraut gemacht.
Damit hat das Projekt 2022 auch die geplante Nachhaltigkeit erreicht und der didaktische Einsatz des Leuschner-Stücks in der schulischen Demokratieerziehung ist gewährleistet.
F. Medienecho
Das Medienecho in der Region ist aufgrund der Monopolstellung der örtlichen Zeitung kaum beeinflussbar. Es gingen ständig Pressemeldungen zu den verschiedenen Terminen des Projekts an die örtliche Presse. Es blieb aber lediglich bei den Ankündigungen, bei den Veranstaltungen selbst war die eingeladene Presse nicht anwesend und auch von uns verfasste Veranstaltungsberichte wurden nicht veröffentlicht.
Generell bleibt festzuhalten, dass über Aktivitäten von ‚Demokratie leben‘ regional fast auf kein Presseecho stoßen, sodass unsere Veranstaltungen keine Ausnahme bildeten. Der einzige mediale Zugang zur Öffentlichkeit ist unsere Homepage, die gute Besucherzahlen aufweist.