Die Baugeschichte des Leuschner-Geburtshauses Moritzhöfen 25 in Bayreuth
Die Geschichte des Hauses beginnt im Jahr 1878 mit dem Bau als Mietshaus durch den Maurermeister Johann Hofmann. Dieser war am Bau des Richard-Wagner-Festspielhauses als Bauleiter beteiligt und legte sein Geld in diesem Renthaus an. Es bestand aus vier kleinen Zweizimmerwohnungen mit Toiletten auf dem gemeinsamen Flur. Zwei Einzelzimmer ohne Küche befanden sich im Dachgeschoss. Da aufgrund des sumpfigen Geländes in der Nähe des Röhrensees kein Kelleraushub möglich war, wurde ein Rückgebäude als Schuppen für Heizmaterial und sonstige Lagerung errichtet. Diese so genannte 'Holzleg' war der Anfang zur späteren Nutzung als Werkstatt.
Das Haus wurde 1892 von dem Schreiner Kaspar Stahlmann gekauft, der 1896 das Rückgebäude zur Werkstatt ausbaute und eine Schreinerei eröffnete. Dort wurden Möbel produziert, die später dann in den 1920er Jahren in einem Holzpavillion neben dem Wohnhaus ausgestellt wurden.
1938 wurde der Schreinereibetrieb Stahlmann dann in die Peter-Rosegger-Straße gegenüber dem Anwesen Moritzhöfen 25 verlegt. Seitdem diente es nur noch als Wohnhaus, wie auch das ehemalige Werkstattgebäude im II. Weltkrieg als Notunterkunft diente und in der Nachkriegszeit kaum noch genutzt wurde. Ab dem Jahr 1992 stand das Gebäudeensemble bis zur Sanierung im Jahre 2001 leer und verfiel zusehends.
Erst durch die Initiative des Vereins für Kultur- und Sozialgeschichte Bayreuth e.V. ab dem Frühjahr 2000 wurde in der Öffentlichkeit intensiver über die Nutzung des Hauses als Gedenkstätte in Bayreuth zu Ehren des Widerstandskämpfers Wilhelm Leuschner diskutiert.
Im Herbst 2001 wurde das Haus von privaten Eigentümern erworben, da im Stadtrat Bayreuth keine Mehrheit für den öffentlichen Ankauf gefunden werden konnte. Die neuen Eigentümer renovierten das Anwesen und Stadt und Stiftung erhielten im Sommer 2002 jeweils einen Mietvertrag über zehn Jahre.
Seit 1. Juli 2002 sind im Dachgeschoss die Verwaltungsräume, das Archiv und die Bibliothek mit Seminarraum der Wilhelm-Leuschner-Stiftung. In den insgesamt vier Räumen im Erdgeschoss des Gebäudes richtete die Stadt Bayreuth eine Gedenkausstellung auf rd. 95 m² zum Leben und Wirken von Wilhelm Leuschner mit Hilfe der Wilhelm-Leuschner-Stiftung ein. Die Eröffnung war am 28. September 2003. In der ehemaligen Schreinerwerkstatt im Rückgebäude wurde im Dezember 2003 die Bildungswerkstatt Wilhelm Leuschner eingerichtet, in der im Februar 2004 der Seminarbetrieb zur Gedenkstättenarbeit aufgenommen wurde. Seit dieser Eröffnung werden dort die Besucher in Seminaren und Veranstaltungen zur politischen Bildung durch die Wilhelm-Leuschner-Stiftung beim Gedenkstättenbesuch begleitet. (wdh)
Die Baugeschichte des Hauses ist damit aber nicht zu Ende. In den Jahren des ersten Jahrzehnts des 21. Jahrhunderts zeigt sich, dass die politisch oftmals gelobte public private partnership der öffentlichen Hand mit privaten Investoren keineswegs die dauerhafte Einrichtung der Gedenkstätte gewährleistet. Die hohen Mietzahlungen und Auseinandersetzungen mit dem Vermieter geben keine Gewähr, dass die Gedenkstätte auch noch im Jahr 2012 ihren Sitz im Geburtshaus haben wird. Die Wilhelm-Leuschner-Stiftung und der Förderverein Leuschner-Haus arbeiten zurzeit heftig daran, eine dauerhafte Lösung für den Weiterbetrieb der Gedenkstätte über das Jahr 2012 zu finden.