Die Ausstellung in der Wilhelm-Leuschner-Gedenkstätte der Stadt Bayreuth zeigt den Lebensweg und die Bedeutung des Weimarer Politikers und Widerstandskämpfers Wilhelm Leuschner. In vier Räumen mit insgesamt fünf thematischen Abschnitten sind die wichtigsten Stationen seines Lebens auf Bildtafeln und Exponaten zu sehen. Seine Lebensstationen beziehen sich auf den Geburtsort Bayreuth, wo er Kindheit, Jugend und Ausbildung verbrachte, sowie Darmstadt und Berlin, die Orte seines politischen Wirkens.
Leuschner engagierte sich gewerkschaftlich schon früh und trat 1907 in Bayreuth der Gewerkschaft bei. Sein politisches Engagement führte ihn 1913 in die SPD, da er dort glaubte seine Vorstellungen einer gerechteren Gesellschaft am besten verwirklichen zu können. Er wurde 1919 hauptamtlicher Vorsitzender der Gewerkschaften in Darmstadt und in den Stadtmagistrat als Vertreter der Arbeiterschaft gewählt. Im Jahr 1924 wurde er für die SPD in den hessischen Landtag und dort 1928 zum hessischen Innenminister gewählt. Schon als Gewerkschafter und Landtagsabgeordneter und später als Innenminister bekämpfte er öffentlich auf Versammlungen und Kundgebungen die erstarkende NSDAP. So veröffentlichte er im November 1931 die so genannten "Boxheimer Dokumente" und versuchte eine Anklage gegen den Autor der Staatsstreichpläne, Werner Best und Adolf Hitler vor dem Reichsgericht durchzusetzen.
Wilhelm Leuschner hatte auch als Gewerkschaftsführer ein international hohes Ansehen. Deshalb versuchten die Nationalsozialisten dieses Ansehen für sich zu nutzen, denn er sollte im Juni 1933 den Reichsführer der NS-Organisation "Deutsche Arbeitsfront", Robert Ley, vor dem internationalen Arbeitsamt in Genf als Nachfolger der freien Gewerkschaften legitimieren. Wilhelm Leuschner verweigerte dies und klärte die Konferenzteilnehmer über das Vorgehen und die Absichten der NS-Herrscher in Deutschland auf. Bei der Rückkehr nach Deutschland Mitte Juni 1933 wurde er verhaftet und ins Konzentrationslager Börgermoor und später in die Lichtenburg bei Torgau verbracht. In der Ausstellung wird dieser Zeitabschnitt in einem 15minütigen Video dokumentiert und das Schachspiel gezeigt, mit dem er mit seinem politischen Freund und Schachpartner Ernst Reuter in der Kerkerhaft geistig überlebte.
Die Grundlage für die Gedenkausstellung ist der von der Wilhelm-Leuschner-Stiftung verwahrte Nachlass. Dieser wird im Wilhelm-Leuschner-Zentrum, Herderstraße 29, wissenschaftlich bearbeitet und verwahrt. Die Ausstellung in der Gedenkstätte ergänzt die wissenschaftliche und pädagogische Arbeit im Wilhelm-Leuschner-Zentrum als Ort des Lernens und Stätte der Begegnung und internationalen Verständigung. (wdh)