Barbara Distel, Leiterin der KZ-Gedenkstätte Dachau von 1975 bis 2008, besuchte am Montag, 24.10. die Wilhelm-Leuschner-Gedenkstätte und stellte sich anschließend im Seminarraum der Wilhelm-Leuschner-Stiftung der Diskussion zum Thema „Gedenkstätten – Brauchen wir diese Orte zum Lernen?“. Dass diese Orte unverzichtbare Lernorte sind, davon ist Frau Distel überzeugt. Obwohl nicht erwartet werden darf, dass der Besuch einer Gedenkstätte junge Menschen automatisch zu überzeugten Demokraten macht, ist der Denkanstoß durch solche Aufenthalte nicht zu unterschätzen. Zudem komme es nach Ansicht von Frau Distel stets darauf an, wie diese Besuche pädagogisch begleitet werden. Dies muss zum einem durch engagierte Lehrkräfte geschehen, die sich während des Besuchs nicht einfach zurückziehen und auch eine angemessene Vor- und Nachbereitung durchführen. Zum anderen braucht es die pädagogische Begleitung durch Fachkräfte vor Ort, wie sie etwa die Wilhelm-Leuschner-Stiftung bietet. Wie diese pädagogische Arbeit finanziert werden soll, auch das war ein Thema, zu dem sich Frau Distel äußerte. Aus ihrer persönlichen Erfahrung in Dachau konnte sie berichten, dass in den Heimatgemeinden oft die Bereitschaft zur finanziellen Unterstützung solcher Erinnerungsarbeit fehle. Dann bedarf es eines langen Atems, um die gesteckten Ziele doch zu verwirklichen, und vor allem des Einsatzes von Befürwortern. Dass die Arbeit der Wilhelm-Leuschner-Stiftung viele Befürworter hat, zeigte sich an dem vollbesetzten Seminarraum und der regen Beteiligung der Zuhörer an der Diskussion. Einer jungen Besucherin aus der Slowakei fiel es schwer zu glauben, dass die Arbeit der Stiftung von der Stadt Bayreuth so wenig Unterstützung erfährt. Im Ausland herrsche allgemein das Bild, dass Deutschland seine Erinnerungskultur vorbildlich lebendig hält und pflegt, wozu mehr als die Einrichtung einer Ausstellung gehört. Hierzu merkte Frau Distel an, dass angesichts ihrer Vergangenheit gerade der Stadt Bayreuth ein Ort der lebendigen Demokratie- und Toleranzerziehung gut zu Gesicht steht. Auch sie will sich jetzt dafür einsetzen, dass die Arbeit der Wilhelm-Leuschner-Stiftung am Lernort Leuschner-Gedenkstätte weitergehen kann.