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Samstag, 1. Oktober 2005
Eröffnung Ausstellung ‚Entartete Kunst‘ in der ‚Bildungswerkstatt Wilhelm Leuschner‘

 

14:00 bis 18:00 Uhr

Verfemte Kunst — Symposion zur Ausgrenzung der Avantgarde

 

Statements und Diskussion mit:

Dr. Marina von Assel, Leiterin Kunstmuseum Bayreuth

Prof. Wolfgang Döberlein, Rehau

Dr. Albrecht Dümling, Berlin

Gaby Flatow, Berlin und Terezin

Ursula Leibinger-Hasibether M.A., Kunsthistorikerin

Moderation: Hans-Otto Hemmer, Historiker

 

Teil I: ‚Klassische Moderne‘

Im totalitären NS-Staat diente der Begriff „Entartete Kunst“ zur Ausgrenzung der Malerei der so genannten „Klassischen Moderne“, da sie nicht in das Bild der ‚Deutschen Volksgemeinschaft‘ passte. Der rassistische Grundgedanke der NS-Ideologie verfemte die Künstlerinnen und Künstler der Moderne als minderwertig, diffamierte ihre Werke und verfolgte sie mit Berufsverbot bis hin zur Ermordung. Am 19. Juli 1937  hatte in München mit der Ausstellung „Entartete Kunst“ dieser Bildersturm seinen traurigen Höhepunkt erreicht.

Im Symposion sollen einerseits wichtige Vertreter der Moderne, wie Ernst Barlach, Max Beckmann u.a., anhand von Ausstellungstafeln stilistisch vorgestellt werden, wie auch der kulturpolitische Missbrauch des Etiketts ‚entartet‘ und die darin liegenden Gefahren auch für die heutige Kunstpolitik erhellt werden.

 

Teil II: ‚Neue Musik‘

Der von den Nazi-Herrschern des „Dritten Reiches“ geprägte Begriff „Entartete Musik“ bezeichnet die musikalischen Stilrichtungen bzw. Komponisten, die nicht in das weltanschauliche Konzept des sich auch als kulturelle Bewegung definierenden Nationalsozialismus passten und die deswegen der Ausgrenzung bis zur Verfolgung von Werk und Leben ausgesetzt waren. 

Am 24. Mai 1938 wurde in Düsseldorf im Rahmen der ersten Reichsmusiktage eine Ausstellung mit propagandistischer Zielsetzung unter dem Titel „Entartete Musik“ eröffnet, die, unter dem Vorwurf des „Kultur- und Musikbolschewismus“, Musikschaffende unterschiedlichster

Herkunft brandmarkte und zur Verfolgung freigab. Internationale Reputation half den Verfolgten zu diesem Zeitpunkt nur noch wenig: „nicht-arische“ Musiker wie Arnold Schönberg, Ernst Krenek und Kurt Weill zählten ebenso zum Kreis der Verfemten wie die „arischen Komponisten“ Paul Hindemith und Igor Strawinsky. Einigen Komponisten, z.B. Arnold Schönberg und Erich Wolfgang Korngold, gelang, mit unterschiedlichen Ergebnissen, die Flucht ins Exil; wenige, wie der Münchner Komponist Karl Amadeus Hartmann, zogen sich in die „innere Emigration“ zurück; viele fielen der Vernichtungsmaschinerie der Nazis zum Opfer. Zur letztgenannten Gruppe zählen auch die „Theresienstädter Komponisten“ Ullmann, Klein, Krása und viele andere, deren Werke aufgrund des Schicksals ihrer Autoren erst spät und ganz allmählich wieder die Chance bekommen, sich den ihnen aufgrund ihres künstlerischen Wertes zustehenden Raum im Repertoire zu erobern.

Das Symposion soll sich mit den Mechanismen der Ausgrenzung und den Gefahren für die Demokratie befassen.

 

19:00 bis 21:00 Uhr 

Hochschule für evangelische Kirchenmusik

ORGELSAAL 

Vortrag:  

Gaby Flatow: ‚‚Musik aus Theresienstadt“ 

Konzert

Viktor Ullmann (1898-1944):

"Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke" (Zwölf Stücke aus der Dichtung Rainer Maria Rilkes) für Sprecher und Klavier.

 Ausführende:

Wolfgang Döberlein, Klavier

Michaela Maucher, Sprecherin 

Gaby Flatow war dem Phänomen der Künstler von Theresienstadt als Journalistin begegnet. Sie ist die Initiatorin der ‚Hans Krása Stiftung‘ in Terezin (Theresien-stadt) und wird sich in ihrem Vortrag mit den ethischen Perspektiven der Musik aus dem Ghetto beschäftigen.

Im anschließenden Konzert wird der Pianist Wolfgang Döberlein das letzte Werk des von den Nationalsozialisten in Auschwitz ermordeten jüdischen Komponisten Viktor Ullmann vortragen. Dieser war in Wien ein Schüler in Arnold Schönbergs ‘Seminar für Komposition‘ und gilt als bedeutender Vertreter der so genannten ‘Neuen Musik‘ des 20. Jahrhunderts.

Die Publizistin Gaby Flatow, der Pianist Wolfgang Döberlein und der Musikwissenschaftler Dr. Albrecht Dümling möchten mit ihrem Engagement für die Veröffentlichung der Kunst der verfemten Musiker diese dem Vergessen und damit der NS-Politik der Ausgrenzung als gesellschaftlichem Denkmuster, das auch heute noch aktuell ist, entgegenwirken.

 

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