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Dass die Verfolgung und Ermordung der Juden in Deutschland auch in ihrer Heimatstadt stattgefunden hat, erfuhr eine Schülergruppe der 9. Klasse der Altstadtschule am Mittwoch, 16. März 2011 noch einmal aus erster Hand. Im Seminarraum der Zeitzeugun Hanneliese Wandersmann mit Dr. Norbert AasWilhelm-Leuschner-Stiftung trafen sie Frau Hanneliese Wandersmann, geb. Reinauer, die uns besuchte, um aus ihrer Kindheit als jüdisches Mädchen in Bayreuth und aus der Zeit in Lagern in Lettland, wohin die Bayreuther Juden deportiert worden waren, zu berichten. Unterstützt von Dr. Norbert Aas, der gerade Frau Wandersmanns Biographie verfasst, erzählte sie den Schülern ihre Lebensgeschichte. Zunächst hatte sie in Bayreuth eine beschützte Kindheit erlebt, bis der Nationalsozialismus das Leben der jüdischen Familie Reinauer zerstörte. Die geliebte christliche Kinderfrau durfte nicht mehr für die Familie arbeiten, das Traditionsgeschäft der Familie musste in kleinere, ungeeignete Räumlichkeiten umziehen, und die Kundschaft blieb aus. "Keiner traute sich mehr bei uns einzukaufen", berichtete Frau Wandersmann. 1938 musste sie als Zehnjährige die Schule in Bayreuth verlassen, als jüdisches Mädchen wurde sie dort nicht mehr geduldet. Es folgte eine Zeit auf einer jüdischen Schule in Nürnberg, Hanneliese war nur noch am Wochenende zuhause. 1941 schließlich wurde die Familie zusammen mit den meisten der in Bayreuth verbliebenen Juden nach Lettland deportiert. Dort folgte eine mehrjährige Leidenszeit in verschiedenen Lagern. Hannelieses Rettung war, dass die SS ihr wahres Alter nicht kannte. Wäre bekannt gewesen, dass sie noch keine 15 Jahre alt war, hätte sie als nicht arbeitsfähig gegolten und wäre ermordet worden. So aber wurde sie zusammen mit ihrer Mutter immer wieder verschiedenen Arbeitskommandos zugeteilt.

 

Die Schüler hörten gebannt zu und stellten Fragen zu der Situation in den Lagern, die Frau Wandersmann offen beantwortete, wobei sie ihren jungen Zuhörern aber auch vermittelte, wie schwer es fällt, über diese schlimmen Erfahrungen zu sprechen. So erzählte Frau Wandersmann auch davon, dass ihr Vater und Bruder nicht überlebt haben. Obwohl seitdem 70 Jahre vergangen sind, rückte durch die Begegnung mit Frau Wandersmann die Vergangenheit für die Jugendlichen spürbar näher. Die Wilhelm-Leuschner-Stiftung sieht es deshalb als ihre Aufgabe, solange die Chance für diesen Austausch zwischen den Generationen noch besteht, solche Begegnungen auch weiterhin zu ermöglichen.

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